Zur tanzspezifischen Rehabilitation im medicos

Ausgebildet an der Floria Capsali-Ballettakademie seiner Heimatstadt Bukarest sowie in Sommer-Kursen im kanadischen Edmonton und an der Academie de Danse Classique Princesse Grace in Monte Carlo tanzte Bogdan Nicula als Mitglied des Oleg Danovski-Balletts in Constanta zahlreiche Solo-Rollen in Ballettklassikern wie „Schwanensee“ und „Nussknacker“. Als Martin Schläpfer ihn 2001 in sein ballettmainz engagierte, begann eine für beide Seiten äußerst inspirierende Zusammenarbeit. Im Jahr 2009 tritt er in das neu gegründete Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg als Solist unter der Leitung von Martin Schläpfer auf.

Herr Nicula, erzählen Sie uns etwas über Ihre Arbeit und wie Sie zum medicos.AufSchalke gekommen sind.

Wir haben Ende 2009 eine Leistungsdiagnostik mit der ganzen Kompanie des Ballett am Rhein im medicos gemacht. Als wir dann hierher gekommen sind, wusste ich überhaupt nicht worum es ging. Ich war sehr beeindruckt von der ganzen Anlage, der Ausstattung und der Technologie. Ich hatte vorher noch nie eine Leistungsdiagnostik gemacht.

Abb. Bogdan Nicula

Im Saisonverlauf habe ich mich verletzt – Bandscheibenvorfall. Ich wurde von Frau Dr. Löffelholz behandelt und in der Praxis für Physiotherapie Alexander Bohlander in Dormagen so weit fit gemacht, dass ich wieder tanzen konnte. Beide empfahlen mir eine weiterführende tanzspezifische Rehabilitation zur Stabilisierung und Prävention. Und so bin ich im medicos.AufSchalke gelandet.

Die eigene Körpermitte und -linie erspüren und ausrichten - wichtige Aspekte für einen Tänzer wie Bogdan Nicula

Welche Therapie durchlaufen sie gerade im medicos.AufSchalke?

Bei medicos absolviere ich eine tanzspezifische Rehabilitation. Während der Gruppentherapie bin ich in der so genannten Sportlergruppe eingebunden und trainiere hier ausschließlich mit anderen Leistungssportlern. Unsere körperlichen Vorraussetzungen und Anforderungen an die Therapie unterscheiden sich einfach von denjenigen der anderen Patienten.

Die Therapie ist abwechslungsreich und bezieht den gesamten Körper mit ein. Neben den klassischen Elementen wie Krankengymnastik, Medizinische Trainingstherapie, Manuelle Therapie und Koordination, bin ich zusätzlich im Bewegungsbad zur Mobilisation und erhalte an den GYROTONIC® und Pilatesgeräten zur Stabilisierung und Flexibilitätsschulung weitere Therapieeinheiten.

Besonders Pilates hat mich weiter voran gebracht. Beim Pilates stehen mir 3 Geräte (Cadillac, Reformer, Chair) oder auch das Mattentraining zur Verfügung, was die Übungsvielfalt und –variation erhöht. Somit kann ich einzelne Muskeln oder auch mehrere Muskelgruppen trainieren, meine Körperausrichtung korrigieren und wieder finden. Es ist ein Training, das den Tänzer zur Basis zurückbringt, ihn seine Körperlinie wieder finden lässt.

Im Ballett in Düsseldorf haben wir einen Pilates-Reformer, an dem ich bereits trainiert habe. Durch die Therapie im medicos und die regelmäßigen Pilates-Einheiten habe ich die Routine in der Übungsausführung gelernt. So kann ich im Ballett selbstständig weiterarbeiten. Ich kenne die Einstellungen, welchen Widerstand, welche Federn ich nehme und falls ich doch mal nicht weiter weiß, kann ich jeder Zeit hier im medicos bei den Therapeuten nachfragen.

Herr Nicula, Sie sind jetzt fast 4 Wochen im medicos, welche Fortschritte haben Sie erzielt?

Insgesamt bin ich jetzt körperlich topfit, ich fühle mich stärker und größer. Die Wirbelsäule ist gestärkt, stabilisiert und mobilisiert. Mir macht das gesamte Therapieprogramm enorm viel Spaß. Der Koordinationsbereich ist immer wieder eine Herausforderung, obwohl ich in diesem Bereich als Tänzer wirklich schon gut aufgestellt bin. Bei bestimmten Dingen merke ich bereits während des Trainings die Fortschritte, spüre und sehe, dass ich die Sachen schon besser umsetzen kann als zu Beginn der Therapie. Das Gleiche gilt auch für mein Stabilisationstraining.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach das medicos.AufSchalke als interdisziplinäres Gesundheits- und Rehabilitationszentrum aus?

An medicos schätze ich insbesondere die Aufmerksamkeit der Therapeuten, Ärzte, Sportwissenschaftler, einfach aller Mitarbeiter, die mich hier betreuen und mit denen ich Kontakt habe.

Und eines der Besten Dinge hier im medicos ist die Art der Therapie: es wird nicht einfach nur die Verletzung behandelt sondern die Verletzung im Kontext des Körpers. Der komplette Körper wird berücksichtigt und dann gehen sie zur Verletzung – also eine Art Ursachen-Wirkungskette. Es ist ein ganzheitlicher Therapieansatz, der die Verletzung ebenso wie Ursache der Verletzung behandelt.

Ich bin durch das ganze Training gegangen, Pilates, GYROTONIC®, Medizinische Trainingstherapie, mein ganzer Körper ist in Bewegung und findet seine Ausrichtung wieder. Es gibt keine Garantie, dass nicht doch wieder eine Verletzung auftritt, aber das Risiko ist erheblich reduziert, was mir auch wieder mehr Selbstvertrauen und Bewusstsein für meinen Körper und seine Fähigkeiten gegeben hat. Und das ist wirklich toll, mehr kann ich nicht verlangen.

Fühlen Sie sich jetzt körperlich und psychisch sicher genug, so dass Sie wieder voll ins Tanztraining und auf der Bühne einsteigen können?

Nach meiner Verletzung bin ich für die letzten 3 Monate der Spielzeit wieder zurückgegangen. Ich habe geprobt und getanzt und war doch immer vorsichtig, dass ich nicht wieder in die Verletzung zurückfalle. Doch jetzt fühle ich mich körperlich wieder stark, stabil und habe meine Ausrichtung wiedergefunden, so dass ich tatsächlich wieder Vollgas geben kann.

Ich hatte keine Erfahrungen mit Rückenproblemen und war mir unsicher inwieweit ich meinen Körper, meinen Rücken wieder belasten kann. Nun habe ich wieder Selbstvertrauen und bin mir sicher wie weit ich meinen Rücken belasten kann.

Abb. Bogdan Nicula bei der tanzspezifischen Untersuchung mit Frau Dr. med. Elisabeth Exner-Grave, Leiterin Kompetenzzentrum TanzMedizin, medicos.AufSchalke

Eine abschließende Frage noch, würden Sie wieder ins medicos.AufSchalke kommen?

Oh ja, auf jeden Fall. In den 5 Jahren in denen medicos am Start ist, hat das Haus sich schon einen Namen in der Tanzszene geschaffen. Andere Tänzer und Kompanien haben mir von medicos bereits berichtet. Nicht nur aus dem Ruhrgebiet sondern auch darüber hinaus, beispielsweise Leipzig, Halle.

Meine Erfahrung, die ich im medicos gemacht habe war super, ich habe mich bestens betreut gefühlt. Ich würde medicos also hundertprozentig weiterempfehlen. Die Behandlung im medicos ist ein dynamischer Entwicklungsprozess. Das Team ist ständig dabei die Therapie für den Patienten weiter zu entwickeln und die bestmögliche Lösung zu finden.

Interview: August 2010
Geführt von: Yvonne Lehmann