15.03.2023

Gesund kochen lernen in der Lehrküche

Verzichten und dabei gewinnen, das lernen die Menschen in der Lehrküche des medicos.AufSchalke in lockerer Atmosphäre. Hier erfahren Patientinnen und Patienten der ambulanten Reha, wie lecker gesundes Essen sein kann und wie einfach es ist, dieses selbst zu kochen – auch im Alltag zwischen Beruf und Familie.

Ein wunderbarer Duft liegt in der Luft. „Sobald die Zwiebeln im Topf sind, riecht es immer lecker“, sagt Hildegard und lacht. Sie hat eine Menge roter Paprika geschnitten, die bald in den Topf kommt. Was hier entsteht ist eine Paprikasuppe. Es ist die Vorspeise für die drei Köchinnen und ihre Lehrerin, die diplomierte Oecotrophologin Marion Schüler. Erst kochen sie zusammen, dann essen sie gemeinsam. Als Hauptgericht gibt es Pasta mit Rucola und frischen Tomaten. Heute wird vegetarisch gegessen. „Gerichte mit Fleisch sind den meisten Menschen bekannt. Bei vegetarischen Gerichten fehlt es oft an Inspiration.“ Und so wird hier gemeinsam geübt.

Die drei Frauen sind schon überzeugt. Aber lässt sich dieser Verzicht im Alltag praktizieren, wenn wieder die Familie bekocht wird und der Ehemann? Da lachen die Damen. Versuchen wollen sie es auf jeden Fall. „Ein, zweimal die Woche Fleisch, so kenne ich es ja auch noch von früher“, sagt Claudia. Die heimische Überzeugungsarbeit gelingt natürlich umso besser, je schmackhafter die Speisen sind. Deswegen stehen ganze acht dicke, blaue Ordner auf der Fensterbank, prall gefüllt mit Rezepten.

Lieber würzen statt salzen

Mittlerweile sind auch die Paprikastücke im Topf und schmoren mit den Zwiebeln. Zeit, über das Würzen nachzudenken. Frische Kräuter sind hier die beste Wahl. „Wir sagen immer: lieber würzen statt salzen“, erklärt Marion Schüler. Gesundes Essen sei nämlich verbunden mit dem Verzicht auf übergroße Mengen Salz. Weil es schon in so vielen Produkten enthalten ist. Auch in gesunden, wie etwa einer Scheibe Vollkornbrot. Ein Zuviel an Salz ist nämlich sehr ungesund.

Melanie, die dritte im Bunde der heutigen Köchinnen, hat da schon einen Trick gelernt. Sie hält den Salzstreuer nicht über das Essen, sie hält ihn über ihre Hand. Auf diese Weise kann sie die Menge sehen undbesser abschätzen, wie viel sie wirklich braucht: „So hat man ein besseres Gefühl dafür.“ - „Oft lassen wir das Salz einfach weg“, sagt die Oecotrophologin, die seit 2006 im medicos.AufSchalke arbeitet. „Wir alle neigen ja dazu, sofort zum Salzstreuer zu greifen, wenn wir beim Kochen das Gefühl haben, es fehlt etwas. Hier raten wir dazu, erst einmal nachzudenken, was könnte denn alternativ den Geschmack abrunden? Wobei das Ziel nicht ist, salzlos zu kochen. Etwas weniger Salz jedoch, das schadet keinem.“

Die Lehrküche steht auch Außenstehenden offen

Die Zeit in der Lehrküche ist für viele Patientinnen und Patienten ein Teil des Therapieplans. Weil es bei zahlreichen Beschwerden wichtig ist, bewusster zu leben – und zu essen. Das Angebot steht aber auch Außenstehenden offen. Und das hätten in der Vergangenheit etliche Gruppen wahrgenommen, erzählt Marion Schüler. So seien schon Selbsthilfegruppen gekommen oder jemand habe mit einem solchen Kochkurs seinen Geburtstag gefeiert. Das bislang Kurioseste: „Wir hatten auch schon einen Junggesellen-Abschied hier.“

Hildegard hat das Schmorgemüse nun mit Brühe aufgegossen. Jetzt kocht es 20 Minuten vor sich hin. Derweil kommen die Damen ins Plaudern. Darüber, auf was sie mittlerweile noch verzichten und dies als Gewinn empfinden. Zucker, zum Beispiel. Und das sei gar nicht so einfach, meint Claudia. „Der ist ja überall drin. Selbst in Aufschnitt.“ Mittlerweile nämlich lese sie aufmerksam die Zutatenliste. Früher, sagt sie, habe sie jeden Tag Cola getrunken. Dann sei sie auf Saft umgestiegen. „Aber der ist ja noch schlimmer.“ Heute trinke sie Wasser – und fühle sich gut damit.

Tütensuppen kommen den Teilnehmerinnen nicht mehr ins Haus

Die drei sind sich einig: Was sie hier lernen, ist ein Gewinn für sie. „Vor allem die Suppen“, sagt Hildegard und lacht. Das Rezept nämlich könne man abwandeln, nahezu jedes Gemüse verwenden. „Letzte Woche habe ich eine Kartoffelcremesuppe gekocht mit Gemüse. Das war ganz einfach und total lecker. Ich habe mehr gekocht und etwas abgefüllt in ein großes Glas. So kann man die Suppe zwei, drei Tage im Kühlschrank verfahren. Eine Tütensuppe, die kommt mir nicht mehr ins Haus!“ Dann ergänzt sie: „So zu kochen, das ist eine Bereicherung, kein Verzicht.“

Der direkte Draht zur Lehrküche: 0209-380 33 144 oder Marion.Schueler@medicos-AufSchalke.de. Die schönsten Rezepte aus der Lehrküche gibt es als gebundene Sammlung an der Rezeption des medicos zu kaufen.