Einmal am Tag zur Kaffee-Therapie
Das Café „Georgs“ im medicos.AufSchalke ist ein inklusiver Betrieb, der durch seine Atmosphäre die Therapie unterstützt
„Das ist unsere Kaffee-Therapie“, sagt Christiane und lacht. Gemeinsam mit drei weiteren Patientinnen des medicos.AufSchalke sitzt sie an einem Tisch im Café „Georgs“ im Erdgeschoss von Haus 2. Für die Damen, die sich hier bei einer Tasse Kaffee austauschen über die Welt, das Leben und ihre Therapie, ist das ein ganz wichtiger Moment. „Wir machen das täglich. Wenn wir es schaffen, dann auch mehrmals am Tag“, ergänzt Daniela. „Wir schauen schon morgens, wo wir ein Zeitfenster finden, in dem wir uns hier verabreden können.“
Dieser Ort ist ein besonderer. Das spürt man sofort – an sich selbst und an allen anderen Gästen. Das Café verströmt Heiterkeit und Offenheit in einem Haus, in dem viele der Patientinnen und Patienten ihr Päckchen zu tragen haben, sich auseinandersetzen müssen und wollen mit einer Erkrankung, mit sich selbst und ihrer Zukunft. Im „Georgs“ können sie loslassen, einen Moment die Seele baumeln lassen, zu einer neuen Einstellung finden.
Das Farbkonzept berührt die Menschen
Einen Grund dafür sieht man auf den ersten Blick: „Schon die Farben: Einfach in einen Raum zu kommen, der so einladend wirkt“, ist Daniela von den kräftigen Farben der Sitzkissen und der lustigen Kuh-Bilder an den Wänden begeistert. „Das ist wirklich ein Stimmungsaufheller. Man spürt, da hat sich jemand Gedanken gemacht.“
Den zweiten Grund für diese so außergewöhnliche Wirkung des kleinen Cafés bildet das Konzept mit seinen besonderen Mitarbeitenden. Betrieben wird der Ort vom Sozialwerk St. Georg. Die Lokalität ist somit inklusiv, bietet Arbeitsplätze für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Zwischen ihnen und den Gästen entsteht ein Miteinander, das es selten gibt. „Die Mitarbeitenden sind unglaublich aufmerksam, gestalten den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich“, sagt Daniela. Und Christiane ergänzt: „Besonders ihre Handycaps machen das Ganze so sympathisch.“ - „Und authentisch“, findet Kathi. „Inklusion ist heute ein so wichtiges Thema. Und hier wird sie gelebt.“ Die Damen erzählen, sie würden mittlerweile mit ihren Namen angesprochen. Und das Personal kenne sogar das Lieblingsgetränk jeder einzelnen. Das habe einen zusätzlichen therapeutischen Effekt. „Es ist so schön für uns, so wahrgenommen zu werden! Viele von uns denken ja, wir werden nicht gesehen.“
An schlechten Tagen gibt es ein paar Kekse mehr zum Kaffee
Wie berührend manche Momente hier sind, weiß Daniela mit einem Beispiel zu belegen. „Gestern erst ging es Zweien von uns nicht so gut. Das muss die Mitarbeiterin gespürt haben. Sie kam an unseren Tisch, brachte den Kaffee und sagte: Ich habe extra ein paar Trost-Kekse dazu gelegt. Und der ganze Rand der Untertasse war mit Gebäck garniert.“
Über solche Erlebnisse ihrer Gäste freut sich Meike Saalfeld, die Betriebsleiterin. Ab sieben Uhr in der Frühe ist sie mit ihrem Team für die Menschen im medicos.AufSchalke da. Im Mittelpunkt des Arbeitsalltags steht dabei die Versorgung von bis zu 120 Patienten der psychosomatischen Abteilung und auch einiger Mitarbeitenden aus dem Hause mit Mittagessen, gekocht im Schwesterbetrieb, dem „Bistro AufSchalke“. Gleichsam weiß sie, wie wichtig und erholsam für viele die Minuten bei einer Tasse Kaffee in ihrer Einrichtung sind.
Die meisten Gäste sind Stammkunden auf Zeit
Oftmals, erzählt sie, komme sie mit den Leuten ins Gespräch, nähere man sich etwas an. Auch wenn die meisten Stammkunden auf Zeit sind und nach ihrer Reha wieder woanders einkehren. Ausnahmen aber bestätigen die Regel: „Ich hatte eine Gruppe hier, die bestand aus zehn, zwölf Leuten, die regelmäßig während ihrer Therapie zum Kaffee kamen. Und die kommen heute noch – einmal im Monat an einem Sonntag zum Frühstück“, erzählt Meike Saalfeld.
Sie wird jetzt dringend hinter der Theke gebraucht. Es ist Mittagszeit. Dann ist am meisten los. Die hungrigen Patientinnen und Patienten stehen schon Schlange. Die drei möglichen Mahlzeiten sind am Eingang auf Tellern zu sehen. Zwischen ihnen können sie wählen. Die ersten Gäste sitzen schon an den Tischen. Einer von ihnen ist Philipp. Er schätzt das „Georgs“ und die Zeit, die er hier verbringt. „Ich war sehr zurückgezogen, als ich vor sieben Wochen herkam“, sagt der junge Mann und weiß zu überraschen. „Das hat sich völlig gewandelt. Weil man es mir hier so einfach gemacht hat. Das Personal ist ein ganz Besonderes. Es hat keine zwei Wochen gedauert, da hatte ich Kontakt zu allen, war viel offener.“
Ganz ähnlich empfindet es auch Menfada. Die Verständigung mit den Mitarbeitenden geschehe fast intuitiv. Die Atmosphäre tue zudem der Seele gut. „Wir alle, die wir hier sind, haben doch so unsere Probleme. Und wenn man gemeinsam Zeit verbringt an diesem Ort, auch mit seinen besonderen Farben, ist das einfach schön und man wird sofort fröhlicher!“
Mehr zum café georgs im medicos.aufSchalke finden Sie hier: www.georgs-ge.de