Vorbereitung auf die Halbdistanz beim Karstadt Marathon

Von Ausbelastung, Atemmessung und Ausdauer - Thon auf dem Endspurt zum Halbmarathon

„21 Prozent Körperfett, bei 73 Kilogramm Gewicht“, schonungslos wird Weltmeister Olaf Thon an diesem Morgen vermessen, gewogen und auf Werte, Körperfunktionen und Diagramme reduziert, aber so ist das eben bei einer professionellen Leistungsdiagnostik, da sind alle Sportler gleich.

Die Halbmarathondistanz beim Ruhrmarathon ist Thons Ziel. „Wieder“ muss man sagen, denn bereits 2003 nach Beendigung seiner Profikarriere lief er erstmalig in Köln mit – damals die vollen 42,195 Kilometer. Heute steht die Leistungs- diagnostik im medicos.AufSchalke auf dem Programm, um am 17. Mai 2009 auf den Punkt fit zu sein.

Doch die Strapazen und die gewonnenen Zahlen und Fakten an diesem Vormittag lohnen sich in doppelter Hinsicht. „Durch eine internistische Untersuchung und ein Ruhe- und Belastungs-EKG, ergänzt durch eine Ultraschall- untersuchung des Herzens, können wir mögliche Risiken für einen plötzlichen Herztod - der auch junge und vermeintlich gesunde Menschen bei hoher Belastung treffen kann - erkennen“, erläutert Dr. Stefan Middel, ärztlicher Leiter der medicos Leistungsdiagnostik.

Olaf Thon zusammen mit Diplom-Sportwissenschaftler Titus Remppel bei der Auswertung der Bio-Impendanzanalyse

Außerdem werten die beiden medicos Diplom-Sportwissenschaftler Titus Remppel und Karen Stein, die den Eurofighter an diesem Morgen betreuen, die Ergebnisse aus. Das Ziel: ein maßgeschneiderter Trainingsplan für die optimale Vorbereitung. Das I-Tüpfelchen - der Sportler kann den fertigen Plan online herunterladen, seine Trainingszeiten und Werte eintragen und ihn so individuell durch das medicos-Team anpassen lassen.

Am Oberkörper verkabelt, eine Maske vor Mund und Nase, durch die u.a. die maximale Sauerstoffaufnahme ermittelt wird und angeschlossen an zwei Monitore, beginnt Olaf Thon noch entspannt trabend seine Leistungsdiagnostik. „Man sieht, dass er solche Tests gewohnt ist“, erklärt Sportwissenschaftler Remppel mit Blick auf die Pulsfrequenz grinsend, „bei anderen Leuten würde vor Anspannung der Puls jetzt schon flattern wie ein Kolibri“.

Olaf Thon bei der Spiroergometrie zur Bestimung der maximalen Sauerstoffaufnahme

Apropos „andere Leute“, ein häufiges Problem beim „gemeinen“ Volksläufer sieht Titus Remppel in der eigenen Fehleinschätzung. „Die meisten Leute laufen viel zu schnell und meinen, nur wenn sie völlig geschafft nach dem Training sind, war es gut“, doch das Gegenteil sei der Fall, denn „das A und O ist eine gute Grundlagenausdauer“. Übrigens genau so wichtig für Kicker.

Der Puls des Schalker Ehrenspielführers hingegen liegt noch bei 56. „Das haben andere nicht im liegen“, so Remppel. Doch langsam kommt auch Thons Puls in Schwung. Mit sechs Stundenkilometern startet der Test auf dem Laufband. In Intervallen von drei Minuten wird gestoppt, um Laktatwert und Belastungsblutdruck zu messen. Danach läuft das Band jeweils um 1,5 Stundenkilometer schneller.
Bei flotten 15 Stundenkilometern muss auch ein Sportlerherz auf Dauer ganz schön Pumpen und selbst Olaf Thon gerät endlich ins Schwitzen. „Jetzt kommt der Punkt an dem man einmal richtig beißen muss, aber dafür macht man das ja auch“, erläutert Karen Stein augenzwinkernd. Grund für die Quälerei: man will die maximale Ausbelastungsgrenze, die individuell ja ganz unterschiedlich liegt, ermitteln. Als die erreicht ist und der Test damit beendet, stellt Stein mit Blick auf die kryptisch anmutenden Kurven zufrieden fest: „Also geschont hat er sich jedenfalls nicht“.

Fazit des Tests:
körperlich topfit, das Herz gut in Schuss - den optimalen Trainingsplan tüfteln die beiden Sportwissenschaftler anhand der Zahlen nun aus. Und ein verschwitzter Olaf Thon fragt grinsend: „Dann darf ich jetzt duschen, oder?“.